Die Sandsteinindustrie von 1700 – 1952

 

Von dem überhöhten Bahnhofsgelände (linkes Bild) hat man eine schöne Übersicht über das Waldgebiet (im Hintergrund von Lutter), in dem drei Jahrhunderte lang Sandstein abgebaut wurde.

 Um 1700 erschloss die von Schwiecheltsche Forstverwaltung in Ostlutter den ersten Steinbruch  im Radberg, direkt oberhalb des Dorfes. Es war damals eine harte Arbeit: Abfallgestein - Kummer genannt - fiel noch in größeren Mengen an und wurde teils in Schürzen, teils in Mulden, wie diese der säende Bauer trug, von Frauen und Männern auf die Halde transportiert. Das brechen und bearbeiten der Sandsteine war eine sehr schwere und gefährliche Arbeit die damaligen Steinmetze starben meist schon sehr früh an Staublunge, selten wurden die Arbeiter älter als 40 Jahre.

 1747 erteilte Herzog Karl I. von Braunschweig den Steinmetzen Schlüter aus Lutter die Konzession für einen Steinbruch. Die damalige Pachtzeit betrug fast immer  6 Jahre, 12 Jahre wurden nie erreicht, da der Pächter vorher an Staublunge starb. Trotzdem blieb die Familie Schlüter fast 130 Jahre Pächterin des Kammerbruches.

 Nach 1850 begann eine Periode, in der durch den Bahntransport die Sandsteinindustrie - besonders nach 1870 - ihre größte Blütezeit erlebte. 1854 entschloss sich die Eisenbahndirektion Braunschweig zum Bau der Südbahn Börßum - Seesen. Aufgrund des besseren und schnelleren Transport der Sandsteine in die größeren Städte erwartete man  einen größeren bedarf. So entschlossen sich der Ökonom Bremer und die Gebr. Schlüter aus Lutter sowie der Kaufmann Köhler aus Hildesheim zur Anlage neuer Steinbrüche.

 Ab 1955 kamen die Steinbrüche, nachdem viele öffentliche Gebäude in Nah und Fern, so z.B. auch der Magdeburger Hauptbahnhof, der Eingang des Olympia-Stadions in Berlin, viele Kirchen, (so auch die Lutteraner Kirche mit dem Sandsteinturm), aus diesen Steinen gebaut worden war, zum Erliegen. In der Blütezeit der Steinbrüche arbeiteten mehr als 400 Steinmetze in den Brüchen von Lutter und Ostlutter.